Arlette Schnyder
Geschwistergeschichten
Alltagsgeschichte des Geschwisternetzwerks einer Schweizer Pfarrfamilie 1910-1950
Das Leben als selbständige ledige Frau war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Ausnahme und galt eher als Unglück denn als gewollt freie Wahl. Die acht Schwestern haben diesen Lebensweg jedoch nicht mangels Alternativen, sondern nach reiflichen Überlegungen eingeschlagen. Das Buch zeigt Handlungsspielräume, die ledigen Frauen in dieser Zeit offen standen und die sie sich in einer sich schnell verändernden Gesellschaft neu zu schaffen wussten. Anhand der Frage, wie die acht Schwestern ledig geblieben sind und welche Rolle dabei ihre vier Brüder spielten, gelingt es der Autorin, ein eigentliches bürgerliches Sittengemälde der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu zeichnen. Deutlich sichtbar wird so ein emanzipativer Prozess, der durch das 20. Jahrhundert hindurch unaufhaltsam die Biografien von Frauen veränderte, während sich die Lebensentwürfe der Brüder kaum von denjenigen der Vätergeneration unterschied. Die einzigartigen Quellen (Briefe, Tagebücher, Gedichte sowie offizielle Akten) ermöglichen es, den unterschiedlichen Kommunikationswegen und Erinnerungsstrategien des Geschwisternetzwerkes auf der schillernden Grenze zwischen Geschichte und Geschichten zu folgen.